Die klassische Homöopathie ist kein Sammelbegriff für alternative Heilmethoden, sondern eine eigenständige Therapieform mit klar definierten Grenzen. Viele Patienten, die durch die "allopathische Medizin" enttäuscht wurden, suchen Hilfe in den "alternativen Heilmethoden". Die Vielfalt dieser "Alternativen" und deren Therapeuten hat in der vergangenen Zeit deutlich zugenommen, so dass im allgemeinen Sprachgebrauch große Unklarheit und falsche Vorstellungen über die einzelnen Therapieformen herrschen. Jeder spricht von "Klassischer Homöopathie", doch kaum jemand kennt deren wahre Bedeutung. Nachfolgend werde ich daher versuchen, das Wesen der Klassischen Homöopathie zu umreißen.
Im Jahr 1790 stieß der Apotheker, Chemiker und Arzt Dr. Samuel HAHNEMANN bei der Übersetzung eines medizinischen Werkes des schottischen Pharmakologen William CULLEN auf einen Hinweis, wonach Chinarinde zur Behandlung von Wechselfieber (Malaria) diene. Darauf machte Hahnemann sich an folgenden Versuch: Er nahm - ohne Fieber zu haben - größere Mengen Chinarinde ein, worauf er an sich selbst eine Symptomatik feststellen konnte, wie sei für Malaria charakteristisch ist. Dieser Versuch ermutigte ihn zu weiteren Versuchen, die ihn zu einem Naturgesetz führten, welches bis zum damaligen Zeitpunkt unbeachtet war. Es lautet:
Simila similibus currentur
Was so viel bedeutet wie:
Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt
Dieses Wirkprinzip ist die fundamentale Grundlage der Klassischen Homöopathie!
Für die Praxis bedeutet dieses Folgendes:
Eine Arzneisubstanz kann einen kranken Organismus (Mensch/Tier) genau dann und nur dann heilen, wenn die Krankheitssymptome des Organismus (Krankheitsbild) im Wesentlichen mit den Symptomen übereinstimmen, welche diese Arzneisubstanz im gesunden Organismus zu verursachen vermag (Arzneimittelbild). Es müssen also die individuell ausgeprägten Erscheinungen (Symptome) des Patienten mit den charakteristischen, auffallenden und sonderlichen Symptomen des Arzneimittels in Bezug gebracht werden.
Um diesem Heilgesetz gerecht werde zu können, bedarf es einerseits einer gründlichen Erhebung der jeweiligen Krankengeschichte und Krankheitssymptome des Patienten und andererseits einer umfangreichen Arzneimittelkenntnis.
Wir Homöopathen behandeln nie einzelne Symptome oder Organe wie z.B. Hautausschläge, die Knie oder den Kopfschmerz, sondern immer das innerste Steuerzentrum des Menschen, welches wir "Lebenskraft" nennen.
Sicher ist Ihnen geläufig, dass man bei einem älteren Menschen irgendwann einmal feststellt, dass die Lebenskraft allmählich nachlässt. Der Mensch wird schwächer. So wie es hier die Schwäche ist, so sind allgemein Krankheiten oder Befindensstörungen - egal ob auf körperlicher, mentaler oder psychischer Ebene - nach "außen gestellte" Zeichen einer inneren Störung, eines Fehlers im Wirken dieser Lebenskraft. Funktioniert sie fehlerfrei und harmonisch, besteht Gesundheit, das bedeutet die Abwesenheit ALLER Krankheitszeichen, abnormer Funktionen oder Schmerzen.
Die Lebenskraft ist nicht mechanisch oder materiell, sondern etwas Energetisches. Eine Fehlsteuerung dieses energetischen Wirkens der Lebenskraft kann deshalb nicht durch materielle Dinge wie Pillen oder Salben dauerhaft besiegt werden, sondern nur durch eine ebenfalls "energetische Information", die dem Fehler so ähnlich wie möglich sein muss, um ihn beheben zu können. Dieses ist das jeweils angezeigte homöopathische Mittel.
Ist die Lebenskraft auf diese Weise dann wieder ins Gleichgewicht gebracht, werden alle nach außen gestellten Symptome weggenommen und damit Gesundheit wieder hergestellt.
Seit der Begründung der Homöopathie im Jahr 1796 wurden zum Erwerb von Arzneimittelbildern immer wieder Arzneimittelprüfungen im gesunden Menschen durchgeführt, welche genau protokolliert und später zu einer Materia Medica (Arzneimittellehre) zusammengefasst wurden und heute uns Therapeuten zur Verfügung stehen.
Als Ausgangsstoffe zur Herstellung der Arzneien dienen Produkte u.a. aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich. Sie werden nach den genauen Vorschriften des Homöopathischen Arzneimittelbuches (HAB) zu homöopathischen Einzelmitteln verarbeitet.
Homöopathische Arzneimittel gibt es in verschiedenen Potenzen. Es werden zwei verschiedene Arten der Potenzierung unterschieden, wobei Potenzierung soviel wie verdünnt, verschüttelt oder verrieben bedeutet.